Haflinger und Lipizzanergestüt LINDENHOF IMST
Geschichtliches über unsere Rassen
Geschichtliches und persönliches zu unseren Rassen
Zum LIPIZZANER:
Der Lipizzaner ist wohl eine der ältesten Kulturpferderasse Europas und als Pedigreezucht - wohl der ganzen Welt . Wie der Name schon beinhaltet stammt diese Pferderasse aus dem kleinen Dorf Lipica , einem Karstdorf nahe Triest . In dieser geschichtsträchtigen Gegend wurden schon seit Menschengedenken Pferde gezüchtet . Schon Stubenberg (1662) berichtet :"Sehr bekannt waren wegen ihrer Kraft und außerordentlichen Langlebigkeit die Karstpferde , die oft noch mit 30 Jahren arbeitsfähig sind . Der Kaiser und später Fürsten hatten hier im Karst eigene Gestüte, das bekannteste war in Prestranec neben Lipica. Diese Gestüte züchten die sehr kostbaren und starken Karstpferde ." Ähnlich schrieben weitere Autoren wie Johann Weichard Valvasor (kärnten/slowenischer Historiker u. Topograph 1641-1693) oder Heinz Nürnberg(1993) . Eines der größten Lobe aber erhielt der Lipizzaner vom unvergesslichen Gustav Rau, der nun wirklich ein großer Verfechter der deutschen Reitpferdezucht und kein großer Freund von "nichtdeutschen Pferden" war , als er schrieb : "Es gibt keine hochbeinigen Lipizzaner , es gibt keine flachrippigen Lipizzaner ,es gibt keine Lipizzaner mit schlechtem Temperament . In diesen Feststellungen liegen die überragenden Qualitäten der Rasse die ihr eine so weite Verbreitung geschaffen hat . Im Bau der Pferde liegen Leichtfuttrigkeit und Leistungsbereitschaft begründet . Ihr herrliches Temperament ist das , was Warmblutpferdezuchten suchen . Sie sind immer geduldig , immer fügsam , immer energisch , immer gut im Maul." und weiter : "Er gilt auch heute noch als zuverlässiger und schneller Korrektor für alle Extremitätenmängel bei anderen Rassen" - so Gustav Rau !
Im Jahr 1580 kaufte Erzherzog Karl II von Innerösterreich das kleine Dorf Lipica mit dem umgebenden Karst gebiet (Karst bedeutet übersetzt "eine Pracht" und ist eine Landschaft geprägt durch Föhren , Wacholder , scharfem Gras , steinigemGrund , wenig Wasser und sehr scharfen Winden) und gründete dort ein Gestüt zur Versorgung des Wiener Hofes mit Reit und Kutschpferden .
Die Zuchtbasis waren zugekaufte Beschäler aus Neapel , Spanien und Dänemark (alles Nachkommen von berühmten Spanischen und Neapolitanischen Pferden , welche als die edelsten und dauerhaftesten jener Zeit galten) und Stuten der reinen Karster Rasse .Unter diesem Begriff verstand man Pferde des Landschlages, Nachkommen der berühmten Wagenpferde Roms die einst in dieser Gegend gezüchtet wurden,, doch auch vermischt mit etwas Ponyblut, eben kleine abgedrehte zähe Pferde für das Leben und die Arbeit im Karst über mehr als tausend Jahre selektiert! In den folgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Zuchttiere zugekauft (Araber , Vollblüter , Andalusier) und so die Grundlage zur heutigen Lipizzanerzucht geschaffen . Wichtig von Anfang an war aber , dass nur nach ihrer Eigenleistung geprüfte Tiere zur Zucht verwendet wurden und so schlossen sich Fehler von vorne herein aus . Es konnten keine Tiere verwendet werden welche vielleicht auf den ersten Blick schön (heute würde man sagen "modern") erschienen , jedoch durch mangelndes Fundament , Hochbeinigkeit , Flachrippigkeit oder ganz besonders durch Charaktermängel (keine Eignung zum Reiten oder zum Fahren im Gespann) und diverse andere Fehler (moderner Zuchten) in ihrer Dauerleistung (beim Lipizzanerhengst die Prüfung durch die Spanische Hofreitschule, meist über 2 Jahrzehnte oder aber die Prüfung ALLER Stuten im Gespann und unter dem Sattel) nicht zu entsprechen vermochten !
So ist der Lipizzaner heute in seiner geschlossenen Population wohl eine der am besten geprüften Rassen und nach wie vor einer strengen Selektion unterworfen . Seine Schönheit und sein Adel , seine Leistungsbereitschaft und Leichtfuttrigkeit haben sich über 400 Jahre der strengen Zucht unter der Aufsicht von hohen Beamten des Kaisers (Hofstallmeistern , meist adeliger Herkunft und hochgebildet in allen Belangen der Pferdezucht) später der Landstallmeister , welche nicht minder erfahrene und gebildete Pferdeleute waren , gefestigt . So hat der Lipizzaner bereits Seuchen und Kriege und so manche Modepferderasse überlebt , er hat Anfeindungen von Gegnern der Rasse als auch Selektions - und Zuchtexperimente überlebt und überzeugt auch heute mehr denn je so manchen Zweifler durch seine großen Vorzüge , sei es bei der Feldarbeit , zur der er in manchen Oststaaten noch heute genutzt wird , sei es als Kutschpferd für Freizeit und auch großen Sport , sei es als Dressurpferd für die Hohe Schule oder sei es einfach als das "edelste Freizeitpferd" der Welt !
Der Haflinger:
Anderst der Haflinger ! Ist der Lipizzaner eine der ältesten Rassen mit einer weltweiten Population von nur ca.2500 reinrassigen Tieren , so ist der Haflinger eine relativ junge Pferderasse mit einer Gesamtpopulation von 250 000 . Ist der Lipizzaner aufgrund seines Zuchtzieles (der Bereitstellung von geeigneten Pferden für die Spanische Hofreitschule in Wien und als Karrosier für den Marstall) über viele Generationen (über 400 Jahre rückverfolgbare Zucht) gefestigt , so ist der Haflinger ständig neuen Modeströmungen unterworfen und sein Zuchtziel wird von Generation zu Generation anderen Gegebenheiten , vielleicht auch anderen persönlichen Meinungen zum Zuchtziel angepasst und neu geschrieben . Was Heute noch an Größe , Farbe , Gangmaß u.s.w. gefordert wird, kann Morgen schon überholt , ja sogar unerwünscht sein . Der Haflinger ist immer noch eine Pferderasse im "Entstehen" . Seine Wurzeln liegen im Tirol der Monarchie , heute auf zwei Staatsgebiete verteilt , was nach wie vor zu kleinen Unstimmigkeiten - züchterisch - als auch -politisch - führt .
Die Grundlage zur heutigen Haflingerzucht liegt in den Saumpferden und Wirtschaftspferden der Hochgebirgsregionen Tirols . Ähnlich wie im Karst , waren auch bei den meist sehr armen Bauern der Hochgebirge kleine , zähe und besonders leichtfuttrige Tiere gefragt . Diese Pferde mussten den Winter über an der Kette im Stall bei kärglichem Futter überdauern , wurden ab und an zu schwerster Arbeit (Holzrücken, Heuziehen) herangezogen , sollten jährlich ein Fohlen bringen und im Frühling die Felder bestellen , sollten Almtauglich sein und direkt von der Alm geholt wieder Arbeit bei der Heubereitung oder der Kartoffelernte im Herbst leisten . Es wurden also Tiere benötigt , die bei möglichst geringer Größe ein Maximum an Leistung erbringen konnten . Solche Tiere fanden die Pferdehändler vergangener Zeiten mit großer Sicherheit im Osten der Monarchie , in Gallizien und Rumänien und weiter über der Grenze der Monarchie im europäischen Teil Russlands , Pferde mit hohem Anteil an orientalischem Blut , auf Härte und Genügsamkeit selektiert . Solche Pferdehändler (auch Andreas Hofer betrieb dieses Gewerbe) verkauften südtiroler Wein im Osten und brachten Ostpferde mit.
Das Kaiserhaus jedoch , dem die örtliche Pferdezucht ein großes Anliegen war (waren doch Pferde seit jeher ein wichtiges "Kriegsgerät") stellte Beschäler um die örtlichen Zuchten nach den Plänen der Oberstallmeister möglichst zu verbessern . Diese Beschäler stammten zum großen Teil aus den kaiserlichen Gestüten (wie Radautz in Rumänien) und wurden von erfahrenen Pferdeleuten (Hof- und Landstallmeistern meist adeliger Herkunft und hochgebildet) gekört und nach einem strengen Verteilungsplan zugeteilt , die Nachzuchten wurden jährlich im Herbst gemustert und aus diesen Musterungen die Zukäufe für die Heeresaufzuchthöfe getätigt . Entsprachen die Produkte eines Beschälers nicht , so konnten , da alle Deckhengste Staatseigentum waren , Umverteilungen vorgenommen werden . Ein gutes System von sehr erfahrenen Experten betreut sicherte so der örtlichen Pferdezucht beste Vererber und bestmögliche Nachzucht , dem Staat bestmögliche Remonten für das Heer .
Auf genau diesem Weg wurde ein Zuchthengst reiner arabischer Rasse , welcher aus dem Gestüt Radautz stammend in der ländlichen Pferdezucht Rumäniens nicht entsprochen hatte , nach Südtirol zugeteilt und wurde so , mit seinem Pepiniernamen El' Bedavi XXII der Begründer der Haflingerrasse ! Der El' Bedavi - Stamm wurde in Radautz folgend beschrieben : "Seine Vertreter waren eckige und kantige Pferde, trocken und von großer Härte . Leider hatten alle schlechte , stark gewinkelte Sprunggelenke , die sie getreulich weitergaben . Dazu kamen oft sehr lange Rücken mit wenig Widerrist und kurze steile Kruppen . Die stammeseigene Schwerfuttrigkeit machte sie in den oft ganz knapp fütternden Zuchtgebieten der Bukowina und Galiziens nicht sehr beliebt .(aus H.Brabenetz: Das k & k Staatsgestüt Radautz und seine Pferde ,ISG Verlag1987)
Die weitere Geschichte ist bekannt und in zahlreichen Büchern , von denen wohl das von Dr.Thurner , dem Landstallmeister für Tirol, am meisten über die Aufbauarbeit der ersten Zeit berichten kann , viel berichtet worden . So hat sich der Urhaflinger (es gab Schimmel , Füchse , Braune und Rappen in der Population der sog . Stammstuten , ein Erbe der zahlreichen orientalischen Ahnen (vergl. hierzu : OR. Friedrich Klaus Rigele : "die Entstehung der Haflingerrasse in der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts" , unveröffentlichtes Werk,1996)) zur Farbzuchtrasse von reinen Füchsen entwickelt . Durch geschickte Selektion wurden über jahrzehntelange Arbeit Beinabzeichen eliminiert, Kontinuierlich wurde die Körpergröße vermehrt , Reitpferdepoints wurden vermehrt selektiert , die Rasse wurde auf Basis der Reinzucht umgezüchtet . Der wachsende private Markt verlangte kein Zugpferd für die Landwirtschaft und auch keine Heeresremonte für Tragtierstaffeln mehr , sondern ein Freizeitreitpferd für die ganze Familie , geeignet sowohl zum Reiten als auch zum Fahren im Gespann . Die staatliche Hengsthaltung wurde aus Einsparungsgründen (leider) aufgegeben und durch private Hengsthaltung , mit dem großen Nachteil des Wegfalls einer unabhängigen Körung der Vatertiere durch Landstallmeister und die dadurch mögliche Umverteilung von im Staatsbesitz stehenden Beschälern nach Beurteilung der Zuchtprodukte , ersetzt . Staatliche Deckstationen , mit Fachpersonal besetzt, wurden aufgelassen , Deckhengste wurden an private Hengststationen mit großteils ungeschultem oder "angelerntem" Personal verteilt . Der nächste Nachteil ergab sich dadurch , dass Deckhengste in der zuchtfreien Zeit nicht mehr zentral (Bundeshengstenstallamt Stadl Paura) zusammengezogen wurden und dort einer gründlichen Stationsprüfung unterzogen wurden .
Dies wurde in den letzten Jahren jedoch durch eine Hengstleitungsprüfung auf Verbandsebene ersetzt , wodurch den Züchtern nun wieder eigenleistungsgeprüfte Hengste zur Verfügung stehen ! Außerdem wurde im Anschluss an die Stutfohlenversteigerungen im Herbst (traditionell der letzte Samstag im September) ,eine alle 2 Jahre wiederkehrende Hengstschau aller im Verbandsgebiet deckenden Hengste eingeführt . Auf dieser Hengstschau hat jeder Züchter die Möglichkeit "seinen" Zuchthengst für seine Stuten zu wählen . Moderne Verkehrsmittel machen es möglich , im Gegensatz zu früheren Zeiten , jede Deckstation in Tirol ( und natürlich auch im zum Verbandsgebiet gehörenden Vorarlberg ) anzufahren und auch seine Stute für die Zeit der Belegung einzustellen .
Schließlich werden mit Sicherheit auch - gar nicht mehr so - moderne biotechnologische Methoden wie : künstliche Besamung (egal ob Frisch - oder Gefriersperma) sowie Embryotransfer , in der Haflingerzucht in unserem Land Einzug halten . Damit öffnet sich dem privaten Züchter weltweit die Möglichkeit Anpaarungen mit (für seine Auswahl ) besten Vatertieren vorzunehmen , natürlich verbunden mit der Gefahr , die genetische Breite der Rasse zunehmend einzuengen.
Durch ein System der Leistungsprüfungen von Zuchtstuten wird in jüngerer Zeit vermehrt auf Leistungsbereitschaft und gangmäßige Eignung zum Reitpferd Wert gelegt . Viele Züchter unterwerfen sich und ihre Pferde freiwillig dieser Leistungsprüfung mit dem Erfolg für die Zukunft Pferde zu züchten , welche den Anforderungen einer Reitpferderasse entsprechen !